Stripteasestange

Früher, als Schallplatten noch „heiße Scheiben“ hießen, als man die Fenster im Zug noch öffnen konnte und die CSU an schlechten Tagen locker bei 70 Prozent lag, da galt Striptease als unfein. Striptease - das war etwas für betrunkene Japaner und andere frustrierte Messegäste. Inzwischen aber gilt eine Stripteasetänzerin wie Dita von Teese als magazintaugliches Vaudeville-Glamourgirl, als Bettie-Page-Verschnitt für Youtube-Gucker, und die Dame trägt die pinkfarbenen Püschel auf ihren Brüsten wie andere Leute Hornbrillen. Alles ganz normal. Junge Hühner schnüren sich in Korsagen, bis sie kaum noch Luft bekommen und wie ein tschilpender Rollbraten über Partys stöckeln. Und die Stripteasestange, das Stützrad der Sexbombe, ist zum Massenartikel geworden. Inzwischen gibt´s Stripteasestangen sogar bei Marktkauf („Fräu´n Marktkauf, wo hammse denn dieses Schtrippties-Dings?“).

Früher waren Metallstangen in Privatwohnungen quer in Türrahmen geklemmt, und siebenjährige Jungs baumelten dran. Heute stehen die Stangen senkrecht im Schlafzimmer, und Muddi baumelt dran, um Vaddi mal wieder richtig wuschig zu machen. Denn nach 36 Ehejahren geht´s im Bett frostiger zu als im Grenzgebiet zwischen Nordkorea und Südkorea. Zu den Klängen von Rodschä Wittäkkä (finnischer Schlagermusiker) wickelt Vaddi Muddi erst mal komplett in Frischhaltefolie ein. Zwischendurch fährt er zum Baumarkt, denn das Paketklebeband ist alle, und Vaddi macht nix so husch, husch. Muddi steht derweil zu Hause rum in ihrer Frischhaltefolie. Dann kommt Vaddi wieder und hat keine Lust mehr. Muddi wackelt in ihrer Frischhaltefolie in die Küche und backt Pflaumenkuchen. Vaddi montiert die Stange ab, schleppt sie in den Garten und baut sie wieder auf - als Stütze für den Essigbaum. Schönes Wochenende

Quelle: Hannoversche Allgemeine Zeitung – Verfasser: Imre Grimm


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